Der nackte Wahnsinn

Michael Frayn

Stellen Sie sich vor, einige Schauspieler möchten mit einem Theaterstück auf Tournee gehen. Die Schauspieler engagieren einen guten und bekannten Regisseur, der die Inszenierung machen soll.

Es ist der Abend vor der Premiere und die Schauspieler erleben ein Chaos. Sie haben große Probleme mit ihren Texten, keiner kennt sich mit den Requisiten richtig aus und selbst das Bühnenbild funktioniert nicht. Es ist der nackte Wahnsinn! Der Regisseur verzweifelt fast, denn eine Stunde nach Mitternacht ist endlich der 1. Akt geschafft. (Das ganze Stück war irgendwann im “Morgengrauen” als sogenannte Generalprobe zu Ende.)

Vier Wochen nach der Premiere sehen wir dieses Ensemble auf Tournee im Royal Theatre in Goole. Es ist eine Nachmittagsvorstellung. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und wir erleben erneut ein Chaos, während vorn die Aufführung läuft. Da gibt es Liebesgeplänkel, Mißverständnisse, Eifersucht und die Sorge um einen Alkoholiker.
Hektik und Streit sind angesagt und es kommt zu verpatzten Auftritten. Welch ein Wahnsinn!

So vergehen weitere vier Wochen und noch einmal erleben wir dieses Ensemble im Stadttheater Stockton on Tees. Das Stück sollte nun nach soviel Wochen sitzen. Aber weit gefehlt! Was wir jetzt miterleben, ist ein grenzenloses Chaos. Da stimmt nichts mehr: weder der Text, noch die Requisiten. Grenzenloses Chaos? Nein – Der nackte Wahnsinn.